KRONBERG/TAUNUS – 11. Mai 2020: Mit einem Fortschreiten der Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz werden die Fragen nach „Digitaler Ethik“ lauter – für eine nachhaltige Berücksichtigung des Themas ist jedoch eine institutionalisierte Herangehensweise nötig: Definierte Leitlinien sichern den dauerhaften Bestand von Digital Ethics in Unternehmen im Rahmen eines maßgeschneiderten Governance-Modells. Eine Option zur Umsetzung ist die Beachtung folgender sechs Aspekte.
1. Basis-Fragen beantworten
Als Beginn empfiehlt sich ein Schritt zurück: Wie sieht die genaue Arbeitsweise eines Unternehmens aus? Zur Beantwortung dieser Frage ist eine Bestandsaufnahme nötig, die mit etwas Abstand zum Tagesgeschäft leichter fällt. Enthalten sein sollten dabei die Kernwerte der Organisation sowie eine Untersuchung der öffentlichen Meinung und deren Bedeutung für das Geschäftsmodell. Auch vorhandene Prozesse zur Identifizierung und Lösung von Problemen gilt es zu sammeln. Ebenfalls im ersten Schritt zu bedenken ist: Wer gibt die ethische Marschroute im Unternehmen vor, und wie hoch ist die Risikobereitschaft in diesem Zusammenhang.

2. Die Einflussmöglichkeiten der Kontrollinstanz festlegen
Ganz grundlegend gilt: Inwiefern ein Kontrollgremium Einfluss nehmen kann, hängt von dessen Struktur ab. Dabei gilt es, vor diesem Kontext das Unternehmen als Ganzes zu beachten: Wird eher zentral oder dezentral gearbeitet? Eine Kontrollinstanz muss sich in diese Struktur nahtlos einfügen können. Um diese Herausforderung zu lösen, muss unter anderem geklärt werden, ob Fragen der digitalen Ethik interne oder externe Ansprechpartner behandeln sollen; in diesem Zuge ist auch die Frage fachlicher Qualifikationen relevant. Die Verankerung des Kontrollgremiums in der Unternehmenshierarchie muss an dieser Stelle ebenfalls definiert werden, etwa direkt unter dem Vorstand, als Ausschuss usw. Dabei kann auch gleich geklärt werden, inwiefern bestehende Prozesse mit genutzt werden können.

3. Rollen definieren
Das Ziel digitaler Ethik ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubinden, so dass sie adäquate Entscheidungen treffen und Handlungsweisen ausführen können. Darum ist das auslösende Regelwerk essenziell. Unternehmen müssen demnach festlegen, wie Team-Mitglieder ethische Fragen ansprechen können und welche Befugnisse die Kontrollinstanz zur Beantwortung oder Lösung erhält; hierfür ist die Festlegung von Rollen mit Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten nötig. Ebenfalls zu beachten: Sind bestimmte Themen obligatorisch mit dem Ethik-Gremium zu diskutieren? Auch die Option einer Folgenabschätzung im Falle von Verletzungen der Ethik-Governance gilt es zu klären.

4. Konkrete Unterstützung ermöglichen
Ob simplere oder komplexe Fragestellungen: Digitales Verantwortungsbewusstsein hängt von konkreter Hilfe ab – zumindest, wenn die Leistungsfähigkeit des Unternehmens nicht leiden soll. Zur Problemlösung sind daher Experten gefragt, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter die Arme greifen und sie befähigen, ethische Fragestellungen im Idealfall künftig eigenständig beantworten zu können. Hierfür ist ein entsprechendes Bewusstsein erforderlich. Zu definieren ist zudem unter anderem, welche Art von Entscheidungen das Kontrollgremium treffen soll, ob diese bindend sind oder nicht und wie sie zustande kommen. Ob im Zweifel die ethischen Bedenken oder die Geschäftsmöglichkeit priorisiert werden, muss ebenfalls ex ante festgeschrieben werden, samt Eskalations- und Einspruchsoptionen. Zudem muss im Falle der Einbindung externer Experten über deren Entscheidungsbefugnis entschieden werden.

5. Von Richtlinien zu gelebten Verhaltensweisen
Hat ein Unternehmen mit seinem Ethik-Kontrollgremium Ziele und Leitbilder für Digital Ethics definiert, müssen daraus konkrete Bestimmungen abgeleitet werden. Erst ein solches Regelwerk entlastet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon, allein auf subjektive oder gefühlte Lösungen zu vertrauen. Zielführend ist es daher, vorhandene Compliance-Vorgaben, um digitale Ethik zu ergänzen. Zu beachten sind dabei die Fragen: Wie misst das Unternehmen die Einhaltung ethischer Werte und Prinzipien? Für welche Produkte, Dienstleistungen und Prozesse gelten die Werte? Kann bzw. soll digitale Ethik Teil des bestehenden Verhaltenskodexes werden? Wie stellt das Unternehmen die Anwendung der Ethik-Grundlagen sicher, und mit welchen Mechanismen können Kritik artikuliert und Richtlinien aktualisiert werden?

6. Audits nutzen
Interne Kontrolle ist wichtig, zusätzliche externe Überprüfung ist jedoch absolut ratsam. Wenn ein Unternehmen diesen Weg gehen möchte, müssen die Verantwortlichen festlegen, welche Prozesse und Kontrollen überhaupt auditierbar sind. Daran schließt die Frage an, ob bewährte Audit-Konzepte – etwa Wesentlichkeitsprinzip-, Risiko- oder Effizienzmanagement – auch auf digitale Ethik angewendet werden. Die erforderlichen Fähigkeiten des Prüfungsteams müssen ebenfalls bedacht werden, ebenso, ob dieses Team die letztendliche Verantwortung für etwaige Verstöße tragen soll. Und schließlich stellt sich auch hier die Frage nach der Gewichtung: Haben ethischen Schwachstellen dieselbe Priorität für Korrekturen wie Lücken in der Finanz- oder Sicherheitskontrolle?

Digitalisierung ethisch gestalten
„Ethische Verantwortung in der digitalen Welt ist für Nutzer und Entwickler ein zentrales Thema“, erklärt Andreas Schindler, Geschäftsführer der Avanade Schweiz GmbH. „Von den Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und Überwachung über Cyber-Mobbing, Diskriminierung und Fehlinformation bis hin zu den Fragestellungen um die Entscheidungsfindung Künstlicher Intelligenz – die Bandbreite ist enorm. Entscheidend ist: Wer meint, es sei genug, nichts falsch zu machen, hat es nicht begriffen. Jedes Team-Mitglied jedes Unternehmens sollte sich das Ziel stecken, Dinge besser zu machen und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Wir beraten viele Unternehmen auch zu digitaler Ethik, und dieser Aspekt muss immer zuerst erkannt und akzeptiert sein.“

Cornelia Diethelm ist als Gründerin des Centre for Digital Responsibility eine Expertin für Digital Ethics und bestätigt die Bedeutung entsprechender Fragestellungen: „Wir brauchen Ethik-Expertinnen und Experten in den Unternehmen, und zwar solche mit Befugnissen. Wo Maschinen und selbstlernende Systeme mehr Handlungsspielräume bekommen, sind diese ethisch unfähigen Systeme auf menschliche Einflussnahme ja geradezu angewiesen. Darum ist es auch wichtig, sich dem Thema neutral zu nähern. Wir haben es in der Hand, die Digitalisierung ethisch zu gestalten.

Diese Pressemeldung wurde auf dem Presseverteiler openPR veröffentlicht.

Stephan L. Wild
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